Auch das ist München: Rund um den Hauptbahnhof München weckt der Charme des orientalisch-bajuwarischen Mikrokosmos im südlichen Bahnhofsviertel Urlaubsgefühle.
Der Duft von Mokka, schwarzem Tee und frischem Fladenbrot liegt in der Luft, die Verkäuferin am Gemüsestand wechselt je nach Kundschaft fließend zwischen türkisch und bayerisch. Urlaubsgefühle kommen auf: Zwischen türkischen Läden und arabischen Schriftzeichen glaubt man sich gerne auf einem orientalischen Bazar.
Im Viertel zwischen dem Westend und dem Münchner Hauptbahnhof steigen seit dem 19. Jahrhundert Reisende in den umliegenden Hotels ab, und seit den 1960er-Jahren siedelten sich hier viele Menschen mit südeuropäischen Wurzeln an. Ihre Vorfahren kamen als sogenannte „Gastarbeiter“ am Bahnhof an, um im „Wirtschaftswunderland“ der 1950er- und 60er-Jahre neue Perspektiven und bessere Lebensbedingungen zu finden.
Die Zugezogenen haben sich im Bahnhofsviertel ein Zuhause geschaffen. Die Goethestraße erinnert mit ihren türkischen Supermärkten und Schnellrestaurants, Friseurläden und Hochzeitsboutiquen an einen türkischen Bazar. In der Schillerstraße eröffnen sich den Gästen arabische Welten, die Senefelder Straße ist irakisch geprägt und in der Kolpingstraße reihen sich pakistanische, nordindische und afghanische Firmen aneinander.
Das Leben und Arbeiten der vielen verschiedene Kulturen auf engstem Raum funktioniert hier: Man spricht und scherzt miteinander und pflegt sowohl die eigenen, als auch die deutschen und bayerischen Traditionen. Sichtbares Symbol hierfür ist ein Weihnachtsbaum, den die Menschen im Viertel jedes Jahr am ersten Advent in der Goethestraße gemeinsam aufstellen und schmücken. Über den Stadtteilverein „Südliches Bahnhofsviertel e.V.“ organisiert, kümmern sie sich darum, dass das Quartier lebenswert bleibt und seinen besonderen Charakter und seine Vielfalt behält.
Kulturelles Zentrum seit Ende des 19. Jahrhunderts ist das Deutsche Theater zwischen Schwanthaler- und Landwehrstraße. Seit dem großen Erfolg des Broadway-Musicals „West Side Story“ 1961 stehen vor allem internationale Musicalproduktionen auf dem Programm, aber auch Shows, Operetten und Konzerte. In der Faschingszeit verwandelt sich das Theater jedes Jahr in das größte Ballhaus Münchens und veranstaltet rauschende Feste.
Einen stimmigen Abschluss des Viertels bildet am Ende der Landwehrstraße, direkt neben dem Eingang zum Oktoberfestgelände, die imposante St. Paulskirche. Sie bietet neben Gottesdiensten in kroatischer Sprache und Kunst-Gottesdiensten auch solche für die schwul-lesbische Community an und baut auf diese Weise Brücken zwischen den hier lebenden Menschen, Religionen und Kulturen.